Ohne Kategorie

Die Handtasche ist Selbstbildnis, Seelennahrung, ja Intimität.

Ich sitze im Zug. Sitzung in Olten. Weisst du, was mir auffällt? Handtaschen. Frauen und ihre Handtaschen. Ich frage mich: «Was nimmt Frau alles mit, wenn sie das Haus verlässt?»

Frauen und ihre Taschen. Eine unzertrennliche Beziehung. Taschen gibt es in klein, in gross, mit kurzem Henkel, mit langem Henkel und so weiter. Wir Frauen haben für jeden Fall das Richtige dabei.

Und etwas musst du wissen, liebe Christine, eine Tasche bleibt selten alleine. Wir Frauen wissen: Taschen sind Rudeltiere.

Gäll, meine Liebe, und unsere Männer wundern sich: «Unnötiges Zeug» sagen sie zu uns. Tja, wenn die wüssten. Der Inhalt unserer Handtasche, ein tragbarer Lebensretter. Ok, vieles, was wir mitschleppen, ist bestimmt unnötig. Vieles nicht. Frau kennt die wichtigsten Dinge, die sie in ihrer Handtasche haben muss. Ich rede da nicht von Kartensammlungen und Portemonnaie. Kennst du das? Du trägst dies und das in der Tasche rum, und sobald du was brauchst, was dann? Suchen. Oft hat sich das Gesuchte dann in Luft aufgelöst. Geht dir das auch so?

Mein Inhalt, ein Mysterium, bei dir auch? Zwischen verrotzten Papiertaschentüchern und halbleeren Wasserflaschen ist das iPhone untergegangen. Die eingepackten Zuckertüten von den getrunkenen Kaffees und die durch Kaugummis vollgeklebten Quittungen in der extrem schweren Tasche erleichtern die Suche nach dem Autoschlüssel nicht unbedingt.

Soll ich dir verraten, was ich während der Zugfahrt mache? Du willst es sicher wissen. Tja, ich miste meine überdimensionale Handtasche aus. Ich leere sie aus. Im Zug. Egal, wer guckt.

Leere Taschentuchpackungen. Ein Must-have in jeder Tasche. Die Nase läuft, die Augen tränen, die Wimperntusche verschmiert. Ein Griff und das weisse Papierstück ist dein Retter. Leere Packungen in der Handtasche, für nichts mehr zu gebrauchen, keine Frau weiss, warum die da drin sind. Ich weiss es nicht. Du?

Am Kiosk was gekauft, das Retourgeld schnell in die Tasche fallen lassen. Spätestens wenn es ständig klingelt und du dich nervst, suchst du es mühsam raus.

Wir Frauen benutzen unsere Taschen gerne als kleines Lager für Hygieneprodukte. Da kommt es vor, dass unzählige Tampons am Boden herumrollen. Egal. Sicher ist sicher.

Ein Handspiegel ist ein Muss. Perfekt für einen kurzen Bin-ich-geil- Check. Oder um einen Fremden zu ärgern. Durch reflektierte Sonnenstrahlen.

Deine Freundin kurz anrufen. Ein Bild knipsen, Mails checken oder googlen. Läck, was machten wir früher ohne iPhone.

Was du nicht kennst, kannst du nicht vermissen. Heisst es so schön. Zu spät. Ohne Smartphone fühlst du dich nackt. Das iPhone ist also Dauermieter in meiner Handtasche.

Nun ja. MaBelle, was soll ich sagen? Ich habe einige Handtaschen. Unterschiedliche Formen, in unterschiedlichen Grössen und Designs. Alle haben eins gemeinsam: Sie sind gross. Mega gross. Meine Handtasche muss Platz haben für Ordner, Bücher und selbstverständlich für einen kleinen Einkauf. Durch meine Sitzungen bin ich regelmässig mit vielen Unterlagen unterwegs. Sie müssen etwas aushalten, meine Taschen.

Meine Lieblingshandtaschen sind die der Gebrüder Freitag. Aus Blachen. Seit Jahren. Die sind geräumig, habe Platz. Dumm nur, sie stinken. Besonders wenn sie neu sind.

Zu meinen Must-haves in der Handtasche gehört etwas zu lesen. Und selbstverständlich meine Lismete. Buch, Strickzeug, Notizbuch fehlen in keiner Handtasche. Wobei ich Vieles nicht mehr ins Notizbuch schreibe. Geht mit dem iPhone fast gleich gut. Meine Liebe, du siehst, es bleibt alles beim Alten, was der Inhalt meiner Handtasche betrifft.

 

Drei Dinge habe ich noch:

  1. Zum Thema Rudeltiere. Bei uns sinds Schuhe und Taschen. Das ist klar. Und bei den Männern? Da wirds schwieriger. Die einen können sich der Anziehungskraft elektronischer Spielsachen nicht entziehen, andere kaufen immer Zeitungen und Heftli en Masse. Wieder andere legen sich gleich mehrere Freundinnen zu oder haben diverse Autos. Es ist kompliziert. Lassen wir es also.
  2. Zum Thema grosse Handtaschen: Schau mal, was ich im Internet gefunden habe. Jetzt weisst du, warum ich mich als kreative Lebenskünstlerin verstehe.

Grosse Handtasche = Kreative Lebenskünstlerin

Ein Shirt zum Wechseln, drei Zeitschriften, eine Flasche Wasser: In ihrem grossen Shopper hat dieser Typ Frau alles dabei, was sie brauchen könnte. Denn schliesslich weiss man nie, was der Tag so bringen wird. Wenn das Leben eine unvorhergesehene Wendung nimmt, ist sie auf alles vorbereitet und kann sich der neuen Situation sofort anpassen. Die Handtasche ist dabei immer etwas unordentlich, doch sie weiss selbst im grössten Chaos, wie sie zurecht kommt. Diese Frau schätzt lieber die schönen Dinge im Leben und geniesst den Moment, statt Zeit für unwichtigere Dinge wie Aufräumen zu verschwenden.

 

 

 

 

Und zum Schluss noch mehr Lesestoff:

  1. Einen lesenswerten Handtaschen-Artikel fand ich in der Weltwoche. Eigentlich lese ich die dieses rechtspopulistische Blatt ja nicht, aber zufällig bin ich auf die Geschichte eines Herrn Widmer gestossen. Er schreibt über Handtaschen. Genial. Thomas Widmer hat erkannt, dass die Handtasche einer Frau weit mehr ist als Alltagsinstrument und Statussymbol: Die Tasche ist Selbstbildnis, Seelennahrung, ja Intimität. Danke Herr Widmer.

http://www.weltwoche.ch/ausgaben/2007-27/artikel-2007-27-das-wesen-der-fr.html

 

Keine Kommentare
Vorheriger Beitrag
11. Juli 2017
Nächster Beitrag
11. Juli 2017

Keine Kommentare

Kommentar hinterlassen

Verwandte Beiträge