Tratschen

Vorsicht Gruppe!

Suchst du was, schau zuerst im FB. Für alles gibt es da Gruppen. Geheime und geschlossene. Meine liebe Christine, du kannst dir nicht vorstellen, was für Gruppen es gibt. Vegan kochen, Holzpaletten für einen schöneren Garten, Pulli stricken für Hunde. Die weckte übrigens meine Neugier. Wieso «Hundepulli stricken» eine geschlossene Gruppe ist. Tja, ich weiss es. Und soll ich dir was verraten, es ist besser so. Für die Mitglieder.

Gefühlte Stunden später lande ich bei einer Sternenkindergruppe, geschlossen versteht sich. In solchen Augenblicken, versteh mich um Himmels willen nicht falsch, ist der Tod von Fabien nützlich.

Mitgliederanfrage geschickt, ein paar Angaben gemacht und schwupp heissts: Willkommen in unserer Gruppe. Ich bin Mitglied.

Läck, Christine, mir wurde sofort klar, warum es eine Geschlossene ist. Voller Selbstmitleid, Hass, unverstanden sein wollen von den Nichtbetroffenen. Mein erster Gedanke: «Da drin bleibe ich nie und nimmer.» Ich bin geblieben. Frag nicht. Ich weiss nicht, warum? Ists Gwunder? Ists Interesse, weil ich kann und du nicht oder weil ich dachte, ich muss, ich bin ein betroffenes Mami. Ich weiss es nicht.

Weisst du, meine Liebe, ich bin entsetzt über die Art, wie in der Gruppe geschrieben und ausgetauscht wird. Ich bin 100-prozentig überzeugt, verlierst du dein Kind und suchst Normalität in deinem Leben, oder musst du deine Zukunft mit dem Verlust deines Kindes planen, tritt dieser Gruppe bei. Und wirst es nie schaffen.

Ich bin nicht in dieser Gruppe geblieben, das tue ich mir nicht an. Verrückt, diese Gruppe hat über 150 000 Mitglieder aus der Schweiz und Deutschland. Gemessen an der Bevölkerung nicht viel, gemessen an den trauernden Eltern, ist es eine beachtliche Zahl.

Vor Kurzem habe ich bei einer Selbsthilfegruppe für trauernde Eltern einen Besuch gemacht, um zu schauen, wie sie läuft. Ich bin schockiert. Viel Negatives von den Eltern. Meine Liebe, ein grosser Teil von ihnen sind Mitglieder der Sternenkinder-Facebook-Gruppe. Mir ist, als ob die das brauchen. Sie wollen nicht weg von der Trauer, weg vom Mitleid anderer, weg von ihrem Selbstmitleid. Sie wollen, dass ihr verstorbenes Kind im Mittelpunkt bleibt und beklagen sich, dass die Aussenstehenden sie nicht verstehen.

Aber ist es nicht so: Es müssen doch beide Seiten zusammenarbeiten, Verständnis, Geduld haben für den anderen. Viele der betroffenen Eltern vergessen, dass die nicht verwaisten Eltern nicht wissen können, was die Trauernden wollen. Woher denn? Für sie ist es schwer, mit uns trauernden Eltern umzugehen. Sie sind unsicher, haben Angst, was Falsches zu sagen oder zu tun.

Ich bin überzeugt, eine Selbsthilfegruppe ist dazu da, um zu helfen, um das Geschehene zu verarbeiten, sich mit gleich Betroffenen auszutauschen, sich gegenseitig zu helfen und vieles mehr. Mit dem Ziel, ohne die Gruppe im Leben zurechtzukommen.  MaBelle, ich stelle fest, der Tod ihres Kindes ist der Mittelpunkt ihres Lebens geworden. Egal, ob es eines oder fünf oder 18 Jahre her ist. Das macht mich traurig. Und ich würde ihnen gerne aufzeigen, mit dem Tod eines Kindes gibt es eine Zukunft. Tja, sie lassen es nicht zu, ich lasse es bleiben und denke, sie müssen es selber merken, merken wollen.

Es ist ihr Leben. Ihre Familie. Ihre Zukunft.

 

 

 

Leben ist:
Loslassen können und Neues beginnen.
Am Boden liegen und wieder aufstehen.
Sich die Tränen wegwischen und wieder lachen.
Die Vergangenheit akzeptieren und für die Zukunft leben.

 

 

 

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