Ohne Kategorie

Augen auf bei der Wahl des Fahrlehrers

Unsere Tochter ist seit Langem dran, Autofahren zu lernen. Das glaubst du kaum. Meine Liebe, hat die Pech. So viel Pech, da bekommt jeder Mitleid.

Sie suchte den Fahrlehrer aus. Soll ich diesen nehmen? Oder lieber den? Nein, ich gehe zu diesem da. Der arbeitet bei einer grösseren Fahrschule. Dort arbeitet Andy*. Und wer bittschön ist Andy? Schweigen. Ich bin am Verzweifeln. Geschafft. Nach gefühlter Ewigkeit hat sie sich entschieden. Nach langem hin und her. Die Fahrschule Frieden* macht das Rennen. «Die haben mehrere Fahrlehrer. Einer von ihnen kommt ständig zum posten. Andy heisst er. Andy ist nett.» Das waren ihre Worte.

Nett. Okay, was hat sie davon? Sie zahlte bereits tausende Franken für Fahrstunden. Den ersten Fahrlehrer musste sie wechseln. Jetzt kommt dieser Andy von der Fahrschule Frieden zum Zug. Und das Beste: Den Lernfahrausweis kann sie behalten. Toll. Meine Liebe, ich sage dir: Es ist zum ko …! Andy war nett und, das erfuhren wir später, inkompetent.

Weisst du, einen Tag auf den andern ist er weg. Unsere Tochter steht ohne Fahrlehrer da. Ihm wurde gekündigt. Zu viele Reklamationen von Schülern. Sagt die Inhaberin.

Im Nachhinein ist mir vieles klarer. Zum Beispiel: Ich sitze neben ihr beim fahren: «Du hast vergessen …» oder «Das müsstest du anders machen.» Ihr Kommentar, ständig dieselbe Leier: «Das habe ich so gelernt. Du bist nicht auf dem neusten Stand.» Hallo? Ist verständlich. Oder etwa nicht? Meine erste Fahrstunde erhielt ich in den 80er-Jahren. Und in über 30 Jahren änderte sich einiges.

Du kennst mich gut. Gäll. Und weisst, was kommt? Genau. Ich hocke mich ans Telefon. Hab der Frau Frieden klar gemacht, dass es so nicht geht. Dass das nicht fair sei. Unfair gegenüber den Fahrschülerinnen, den Fahrschülern. Unfair für unsere Tochter. Tausende von Franken habe sie bezahlt. Wofür? Für einen unfähigen Fahrlehrer. Und am Schluss heisst es: Selber schuld, dass sie nicht zur Prüfung kann. Sie macht vieles falsch. Zurück aufs Startfeld. Am besten fange sie bei einem anderen Fahrlehrer neu an. Ich trau’ meinen Ohren nicht. Bin baff. Sprachlos. Da staunst du, was? Ich und sprachlos. Kommt nicht oft vor.

Kurz: Die Fahrschülerin ist schuld, dass der Fahrlehrer alles falsch machte. Ihr falsches Zeug beibrachte. Über 6000 Franken hat die Lernende bezahlt, und sie ist weit davon entfernt, die Fahrprüfung zu bestehen.

MaBelle, du glaubst es nicht. Die Frau Frieden wäre mir nicht einen Franken entgegengekommen. Logisch, unsere Tochter kriegte einen neuen Fahrlehrer. Das war alles.

Boah. Und das nur, weil sie Pech hatte. Weil sie einen freundlichen Fahrlehrer aussuchte, einen, der unfähig war in seinem Job. Gäll. Oft sind wir hinterher schlauer.

Sie hat gewechselt. Zu spät, das lässt sich nicht mehr ändern. Sie geht zu unserem Fahrlehrer. Zu deinem und meinem. Genaugenommen zu seinem Sohn. Sie wechseln sich ab. Unsere Jüngste meint: «Bei dem geht nichts schief.» Stimmt. «Ihr beide habt es auch gelernt.» Toll.

Nach den ersten Fahrstunden meinte sie, schade bin ich nicht von Anfang an zu denen gegangen. Beide sind total nett.

Ich habe es ihr damals vorgeschlagen. Habe zu ihr gesagt, dieser Fahrlehrer hat Erfahrung. Jetzt sie darauf aufmerksam machen, ihr sagen, ich hätte ihn gewählt, ist nicht fair. Das braucht sie nicht.

Weisst du, meine Liebe. Sie tut mir leid. Ihr ganzes Erspartes reichte nicht für die Autoprüfung. Im Gegenteil, den Rest übernehmen wir.

Ich drücke ihr fest die Daumen. Ich bin zuversichtlich, dass sie die Prüfung demnächst bestanden hat. Und hoffentlich bald alleine die Strassen unsicher machen darf.

 

 

 

*Name geändert

Keine Kommentare
Vorheriger Beitrag
16. August 2017
Nächster Beitrag
16. August 2017

Keine Kommentare

Kommentar hinterlassen