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Einen Weihnachtsstand für Christine

«Sie haben einen Stand», steht im Mail. Ich, also wir, haben es geschafft. Wir sind dabei am Einsiedler Weihnachtsmärt. Cool, gäll? Tja, die Freude hielt nicht lange. Mein Gott, MaBelle. Diese Preise. No-Food CHF 1500.–, Food CHF 2150.­–, Food gemischt CHF 1890.–. Horror. Und das ist nicht alles. Da kommt das eine und andere noch dazu. Parkkarte, Wärmestrahler und so weiter. Unbezahlbar. Oder nicht?

Ich fange an zu Rechnen.

Der Weihnachtsmärt dauert 9 Tage. Und ist um die 80 Stunden geöffnet. Wir wären zu zweit. Würde für jede 750 Franken Standmiete kosten. Ich rechne: 750 : 80 gibt eine aufgerundete Zehn. Eine Stunde verkaufen, schwatzen, frieren, fröhlich sein kostet 10 Franken. Nehmen wir von jedem verkauften Ding einen Franken weg für den Stand, müssten wir zehn von unseren wunderschönen, kreativen Dingern verkaufen. Sollte machbar sein.

Weisst du, meine Liebe, unter dem Strich: Ein paar Franken zum Shoppen am Ende im Sack haben? Ein Muss.

Willst du wissen, Christine, was mich sauer macht. Mega sauer? Der Detaillistenverein erwartet von uns Einheimischen, dass wir im Dorf einkaufen. Keinen Onlinehandel, keine grossen Ladenkette; das handwerkliche Gewerbe unterstützen. Klar, finde ich richtig. Bin dabei.

Ich könnte die Wolle, die ich Jahr für Jahr verstricke, online bestellen. Wäre ringer. Da hockst du am Abend vor dem Fernseher und shoppst im Internet. Und hast erst noch das, was du willst. Bequemer geht es kaum? Oder?

Weisst du, im Laden musst halt mehr Kompromisse eingehen. In der Anleitung steht: Sie brauchen Sockenwolle in Knallgrün-Lila-Blau. Online zu bekommen, kein Problem. Im Laden? Im Laden lächelt die Verkäuferin dich an und zeigt dir ihre Knallgrün-Lila-Blau farbige Wolle. Die ist halt Pink-Orange-Rot. Will ich zu Hause sofort mit dem lismä anfangen, nehme ich, was es hat. Ich bin flexibel. Gäll.

Zusammengefasst: Die Einheimischen sollen im Dorf posten. Die Detaillisten unterstützen. Wollen sie beim Weihnachtsmärt dabei sein, gelten die gleichen Preise für alle. Schampar fair. Findest du nicht?

Dürfen wir Einheimischen, ihre Kunden, nicht ein wenig Entgegenkommen erwarten? Ist es nicht so, dass die Marktfahrer ähnliche Konditionen haben wie die Detaillisten?

Wir sind kreativ und machen die Sachen, die wir den Besuchern anbieten, selber. Wir stecken ganz, ganz viel Herzblut in unsere selbergemachten Waren. Jedes einzelne Ding ist ein Unikat und mit viel Liebe gemacht. Wir kaufen unseren Stoff, unsere Bänder, Perlen, Garne, was wir halt alles brauchen, zum grössten Teil im Dorf ein. Beim Detaillisten. Unterstützen ihn. Ja, wir bezahlen mehr als im Internet. Da können wir keine 1500 Franken für einen Stand bezahlen. Ich überlege es mir genauer. Verdienen die Detaillisten doppelt an mir? Das erste Mal, wenn ich im Laden stehe und mein Material poste. Das zweite Mal bei der Standmiete. Komm mir jetzt nicht mit: «Die verdienen nicht viel. Ihre Ausgaben müssen gedeckt sein.» Gratis chrampfed keiner.

Meine Liebe. Unterdessen habe ich keinen Bock mehr. Ich brauch und will keinen Stand beim Einsiedler Weihnachtsmärt. Ich/wir haben uns beim Freyebacher Herbstmärt angemeldet. Kaum die Anfrage gemailt bekomme ich die Antwort: Heimweh-Freienbacherinnen und -Freienbacher haben ein «Vorzugsrecht» für die Teilnahme am Märt. Das klingt wunderbar in meinen Ohren. Da bin ich dabei. Weiss ich, dass du jedes Jahr nach «Hause» kommst, durch den Märt schlenderst und wir eine schöne Zeit miteinander verbringen. Nun, heuer bin ich hinter dem Stand und warte sehnlichst auf dich. MaBelle, wir werden einen coolen Märttag in unserer alten Heimat verbringen.

Du weisst, ich gönne mir ab und zu was. Tasche, Bücher, eine Reise. Einen Lästerabend mit meiner besten Freundin. Ist nicht zu toppen. Den gönnen wir uns am Abend gemeinsam.

 

 

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