Tagebuch

Auf dem Weg nach Narbonne.

Unser neues Navi. Da kannst du zwischen zwei Stimmen aussuchen. Frauenstimmen. Beide. Männerstimme muss dazu gekauft werden. Und was sagt mein Mann dazu? Im richtigen Leben ist es umgekehrt. Da kaufst du die Frauen. Toll.

Endlich. Wir fahren in die Ferien. Zu zweit. Ohne Kinder, dafür mit einem neuen Navi. Ich bin erleichtert. Weisst du, da kannst du eingeben, wie gross, wie lang dein Wohnwagen ist. Da wird die perfekte Strecke ausgesucht. Nix mehr mit fluchen, weil wir am Ende der Strasse die Kurve nichtkriegen, da unser WoWa zu lang ist. Da werden alle engen Schleichwege wegfallen. Cool, das passt mir. Tja, hätte ich da gewusst, was auf uns zukommt. Ich wäre alles andere als so relaxt neben meinem Herzblatt gesessen.

Unser Ziel ist ein Campingplatz in der Nähe von Narbonne. 860 km liegen vor uns. Am frühen Abend kommen wir auf dem Campingplatz La Nautique an. Mich trifft fast der Schlag. Jeder Platz hat sein eigenes WC und Duschhäuschen. Echt jetzt. Klein, Eng und ausgestellt. Musst dir vorstellen meine Liebe: Du geniesst die Sonne, hängst im Liegestuhl und kannst deinen Nachbarn beobachten, wann und wie oft er aufs Klo geht. Wenn du Lust hast, stoppst du die Zeit. Ach nee, das muss nicht sein. Ich finds doof, mein Mann cool. Na dann.

Du glaubst nicht, was mir passiert ist. Mit dem Scheisshäuschen. Ich wollte kurz duschen. Nach dem duschen will ich raus, bringe die Tür nicht auf. Das Mistding von einem Schloss klemmt. Minutenlang versuche ich alles. Es lässt sich nicht öffnen. Logisch, mein Rufen hört natürlich keiner. Der Platz ist fast leer. Guckst du Columbo im Fernsehen?

Da wird die Frau von seinem Neffen entführt, eingesperrt in einem Zimmer, und sie versucht, die Scharniere zu lösen. So etwa fühle ich mich. Statt die Scharniere zu lösen, montiere ich mit der Nagelschere das Schloss ab. Gefühlte Stunden später bin ich frei. Mit schwarzen Händen, verschwitzt von dem Krampf, das verrostete Schloss zu lösen, steh ich vor meinem Göttergatten.

«Um Himmelswillen wie siehst du denn aus? Wolltest du nicht duschen?» Die Worte meines über alles geliebten Mannes. Der Seelenruhig in seinem Stuhl sitz und liest. Schampar witzig, sag ich dir. Und Nerven hat er.

 

Tja, liebe Christine, in Zukunft mache ich es dem Christian gleich. Aufs Scheisshäuschen ohne Handy? Kommt nicht infrage.

 

 

 

Keine Kommentare
Vorheriger Beitrag
21. Februar 2018
Nächster Beitrag
21. Februar 2018

Keine Kommentare

Kommentar hinterlassen

Verwandte Beiträge