Tagebuch

Frisson et peur garanties.

«Das Geisterhaus. Gruseln und Gänsehaut garantiert. Nicht für empfindliche Gemüter, schwangere Frauen und Herzkranke zu empfehlen. Die Gespenster in diesem Gemäuer sind nicht zum spassen aufgelegt.» «Und da soll ich rein?», frag ich meinen Mann. «Bist ja nicht schwanger, oder?»

Wär ja noch schöner, schwanger in meinem Alter. Du kannst dir nicht vorstellen, meine Liebe, wie ich das geniesse. Ich habe erwachsene Kinder und bin mit meinem Liebsten allein in den Ferien. Wunderbar.

Ja gut. Ab und an die doofen Sprüche von dem Kerl an meiner Seite, müssten nicht sein. Anderseits sind sie oft witzig.

Wir gehen in das «La Maison hantée». Nun, berauschend find ich das nicht unbedingt. Da stehst du in einem dunklen, gruseligen Raum und wartest, dass die Tür aufgeht, um dich zu Tode erschrecken zu lassen. Ich bin angespannt, schampar angespannt und weiss genau, jeden Augenblick passiert was Gruseliges. Ich verrat dir so viel: Ich schrie so laut, dass das lebendige Gespenst, erschrickt und selber schrie. Und mein Göttergatte fast ein Herzkriesi bekommt. Was er wiederum nicht so lustig fand. Selber schuld, er wollte mit mir da rein.

Wir fahren weiter, 798 km bis zum nächsten Ziel: La Marina. Das liegt unterhalb von Alicante, in der Nähe von meinen Schwiegereltern. Nun auf der Autobahn siehst du so einiges. Zum Beispiel alle Farben von Autos, grosse, kleine, alte … Vergiss es. Nichts Langweiligeres als Autobahn fahren. Da tuckerst du mit deinem Wohnwagen durch die Gegend und das einzige, was passiert, du wirst von (fast) allen Autofahrern überholt. Kaum auf der Hauptstrasse, uii, da wird es gleich spannend. Da und dort siehst du Plastikstühle am Strassenrand. Am beliebtesten sind die Plätze bei einem Kreisel und mit viel Gebüsch. Die Nuttenplätze.

Da hocken die Damen auf ihren Stühlen in der Sonne und warten. Igitt. Stell dir vor, da hockt die in der Hitze und schwitzt, ist ja mega heiss hier. Da hält ein Auto an, der Kerl steigt aus und geht mit ihr hinter die Büsche. Später hockt die Nutte wieder auf ihrem Plastikstuhl, ein Auto hält an und der nächste Freier kommt. Da frag ich mich: Grust es die Männer nicht?

Geschafft. Wir sind auf dem schönsten Campingplatz, den wir kennen. Und glaub mir, Bella, wir kennen uusinnig viele. Hier sind Ferien, und der Platz ist voll, da denkst, du seist in den Sommerferien. So geil. Geil ist auch unser Platz. Unser Nachbar zur linken ist ein Kiffer. Boah, ich muss aufpassen, sonst …

Was mir hier gefällt: Hier fängt das Leben abends an. Vor zehn isst keiner Znacht. Ausser es sind Schweizer. Und die Kinder? Echt gut erzogen, da hörst du kein Geschrei. Wenn doch, so wie der Kleine zur Rechten, nicht lange. Der Bub schrie wie am Spiess da hörst du: «descanso» oder sowas Ähnliches. Der Kleine hört nicht auf, und? Klatsch, gibts eins aufs Fudi. Von da an wurde nicht mehr geschrien.

Meine Liebe, mich nervt Tag für Tag etwas anderes. Die Velo fahrenden Kinder. Genauer, die nicht Velo fahren könnenden Kinder. Da musst du zweimal gucken, bevor du auf den Weg trittst.

Soll oder soll ich nicht? Dir verraten, was mir Ultrapeinliches passiert ist? Egal, ich tus. Ich komm vom Duschen. Das Badetuch um mich gewickelt und will retour zum WoWa. Da fährt, wohlgemerkt im Velofahrverbot, ein Goof mich über den Haufen.

Ich sah die geschockten Blicke von ein paar Frauen, die schnell wegsahen, und dann gucke ich in die Gesichter von den umstehenden Männern die, logisch, nicht wegsahen. MaBelle, ich lag Füdliblutt auf dem Boden, und ich sag dir, das Erste, was mir durch den Kopf ging: Kahl oder nicht kahl, die wissen es nun.

Hilfe, die Welt geht unter. Bald, vielleicht irgendwann, eventuell …

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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