Tagebuch

Geburtstagsfeier beim Chinesen.

Ich liege im Liegestuhl, gucke die Spanierin zu meiner rechten an und mir wird klar: Nie mehr schmiere ich mich so in der Öffentlichkeit mit Sonnencreme ein. Oh Gott. MaBelle, da schwabbelt alles, bei der Spanierin, die zudem noch ihre Haare Platinblond gefärbt hat.

Wir hocken gemütlich beim Chinesen. Weisst du, meine Schwiegermutter geht gerne da hin, mein Schwiegervater weniger. Uns zuliebe ist er nun da und schaut sich, irgendwie freudlos, die Karte an. «Hast du Geburtstag, lassen sie ein Lied für dich laufen. Singen Happy Birthday, und du bekommst ein Geschenk des Hauses.» Höre ich meine Schwiegermutter sagen. «Cool. Leider hat heute keiner von uns Geburi. Ich kann ja schlecht zwei Monate hier warten bis sie mir ein Lied abspielen.» Antworte ich und denke: «Boah, hab ich ein Schwein, so einen Seich brauch ich nicht.»

Und schon kommt kitschige Musik. Mit etwas Fantasie erkennst du Happy Birthday. Auf Chinesisch, versteht sich. Ich guck nach allen Seiten, um den Pechvogel zu finden. Und stelle fest: Die anderen suchen genauso das Geburtstagskind wie ich. Und meine Schwiegermutter? Die strahlt übers ganze Gesicht. Ahh, da hat einer ihrer Bekannten hier am Tisch Geburtstag, wie schön.

Das glaubst du jetzt nicht, meine Schöne. Das Geburtstagskomitee steht singend vor mir, verbeugt sich, legt mir eine Halskette mit grossen und kleinen Steinen, um den Hals. Farbe? Undefinierbar grusig. Made in China. Und gratuliert.

Die, die nicht wissen, dass ich heute nicht Geburtstag feiere, wünschen mir alles Glück dieser Welt. Und die, die wissen, dass ich nicht Geburtstag habe, lassen sich nichts anmerken und spielen mit.

Echt, liebe Christine, ich hocke hier, mein Kopf rot wie eine Tomate und mache mit bei diesem Spiel. Beschämend.

Und was macht mein Herzblatt? «Ich gratuliere dir von Herzen. Mein Schatz.»

Der spinnt wohl, der hat Nerven, da mitzuspielen. «Wage es ja nicht, mich hier, in diesem voll besetzten Restaurant zu küssen.» Denke ich. Tja, er tuts und wie. Und guckt mich unverschämt grinsend an. Nun, jetzt will ich kein Spielverderber sein. Ich mach mit. Und wie. «Leider kann ich euch mein Geschenk nicht zeigen. Ich kann ja schlecht mein Kleid hier ausziehen und es euch vorführen. Ich sage euch. Ein Dessous. Une touche de rien, in schwarz. Aus Seide und mit Spitzen. Ein Traum. Und es passt perfekt.»

Eins zu null für mich.

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