Ich hock in unserer Winde. Will sie ausmisten. Uii, Schätze en masse. Unvorstellbar, was hier alles seinen Platz fand, in all den Jahren. Krass. Beispiel gefällig?
Mofahelm. Die letzte Tour von meinem Kerl? Vergangenes Jahrhundert. Lego, Playmobil, Puppen, Zeichnungen, Hochzeitskleid, Bücher, Lampen. Kindergartentäschli von allen Goofen und?
Briefe & Tagebücher.
Cool. Ich lese mich durch. Schampar interessant. Logisch. Meine Briefe sind es nicht. Die habe ich sicher nicht behalten. Stell dir vor, du behälts deine Liebesbriefe von deinen Kerlen, und diese fallen deinem Mann in die Hände? Nee, das brauch ich nicht. Da habe ich vorgesorgt. Meine wurden verbrannt. Alle. Und Tagebücher? Hast du eine neugierige Mutter, so wie ich, machst du einen Bogen um diese Dinger. Das kommt nicht gut.
Weisst du, maBelle, jahrelang schrieb ich alles auf. Machte hunderte von Notizen, was unsere Kinder angestellt haben. Oh Gott. Da ist einiges zusammengekommen. Mich freuts, die Kids weniger. Egal, die lesen meine Briefe an dich ja nicht. Ich kann dir also seelenruhig scheiben, was sie auf dem Kerbholz haben. Cool, gäll?
Unser Jüngster wollte unbedingt in den Kindergaren laufen und nicht mit dem Schulbus fahren. Er fand es mega lässig, bei Regen, in die Pfützen zu gumpen. Ohne Gummistiefel. Turnschuhe tun es ebenfalls. Dafür gab es nasse Füsse, was solls. Logisch, will er Pfützen springen, musste er den langen Weg zu Fuss machen.
An diesem Morgen wollte ich mit dem Postauto ins Klosterdorf. Zum Frauencafé. Noch während ich mich hinsetzte, hörte ich den Chauffeur sagen: «Wie hast du denn deinen Sohn erzogen?» Was soll die doofe Frage? «Anständig, respektvoll. Wie es sich gehört, warum denn?» «Ich sah ihn alleine in dem Regen laufen. Bei jedem Auto, das vorbeifuhr, wurde dein Kleiner es bitzeli mehr nass. Ich habe angehalten, sagte zu ihm, er solle einsteigen. Keine Chance. Er wollte nicht.»
Und warum nicht? Am Geld liegt es nicht. Die Schüler haben ja ein Abo. Und ihr Busfahrer kennt alle Kinder. Tja, vielleicht solltest du ihm den Unterschied zwischen «steig nie in ein Auto ohne die Erlaubnis der Eltern ein» und einem Postauto erklären. Dein Sohn meinte: «Mami sagt immer, steige nie in ein fremdes Auto ein. Sag nein, ausser ich habe dir gesagt, du wirst abgeholt und darfst mitfahren.»
Ja, gut. Ein Postauto gehört nun nicht unbedingt zu den Fremden. Besser auf Nummer sicher gehen, hat er sich gedacht. Ich sag dir, meine Liebe, in dem Moment war ich stolz auf meinen Sohn.
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