Lachen&Weinen

Wäre alles so einfach wie fettwerden.

Ich wünsche mir: echte Freunde. Glücklich sein. Inspirierende Gespräche. Sonne. Strand. Küste. Wildes Meer. Sternenhimmel und unvergessliche Sommernächte. Und was bekomme ich? Ich verrate es dir.

Liebe Christine, ab und an tut es gut, einen Brief zu schicken, um die Gedanken loszuwerden. In letzter Zeit bin ich frustriert. Hier in Walenstad läuft es nicht planmässig. Nicht so, wie ich es will. Mangelnde Geduld meiner Seite. Alles andere als einfach

Ein wundervoller Tag. Sonnenschein, blauer Himmel und heiss ist es. Ich fahr auf meinem Velo zum Seez-Delta. Traumplatz am See unten. Idealer Ort, brauchst du Vorrat an Schwemmholz. Ich will nämlich unsere Terrasse kreativ verschönern.

Zur falschen Zeit am falschen Ort. So geht es mir. Heute. Überall wuselnde Menschen. Sie schwimmen, spielen, lesen, quatschen, chillen, sind fröhlich. Ich radle von links nach rechts. Gucke die Halbblutten an, die die brütende Sonne geniessen. Links und rechts von mir. Die schreienden Kinder mit ihren gestressten Müttern. Die Glace Essenden. Die lustigen und fröhlichen Stadtner. Okay, Flumser und so hat es sicher auch. Ist ja die schönste Badi weit und breit.

Ich werde frustriert. Bin traurig. Weisst du, MaBelle. Mir ist soeben klar geworden: Man kennt sich hier. Und ich? Ich kenne niemanden. Kein Knochen. Ist lange, sehr lange her, seit ich dieses Gefühl der Einsamkeit verspürte. Ich gucke um mich. Weiter hinten sitzen drei, vier beisammen und geniessen ihr Gras. Sie sehen mich und winken mir zu. Ich zurück. Läck, fast wäre ich bei denen gestrandet. Ich fahre heimwärts.

Ich fahre ins Städtli. Es zieht mich zum Friedhof. Laufe durch den Gottesacker, gucke mir alles genau an. Mir kommen die Tränen. So viele lieb gestaltete Gräber. Bunte Blumen blühen in allen Farben. Kreuze aus Holz und Eisen, schlicht bis extravagant. Steine, einfache, bis hin zu kleinen Kunstwerken. Da findest du alles. Und alle sind schön. Respektieren den Verstorbenen oder die Verstorbene.

Ich denke an Madlen, meine Mutter. Monate sind verstrichen seit ihrer Beerdigung. Einer wunderschönen Trauerfeier und einem grausamen Grab. Wüst & leer. Ohne farbige Blumen, ohne Kerze, Kreuz oder Stein. In so einem Gemeinschaftsgrab liegt Madlen. Mir wurde gesagt: «Es darf kein persönlicher Blumenschmuck auf das Gemeinschaftsgrab gelegt werden. Die Grabpflege wird durch die Friedhofverwaltung geregelt.» Toll. Grabpflege in Freienbach heisst: Holzschnitzel streuen.

Im Inneren der Kirche ist es kühl. Drei Kerzli zünde ich an. Eins für Fabien. Eins für meine Erdenkinder und das dritte für Madlen. Dabei denke ich «Wänns zweiteled de drittelets» und hoffe, es wird nicht wahr.

Ich sitze im hinteren Teil der Kirche und lasse die «Wohnung des Herrn» auf mich wirken.

Ich blättere mich durch das Kirchengesangsbuch. Wehmütig denke ich an den Tag als ich meines bekam. Wie gerne hätte ich eins gehabt. Ihr, die Katholiken, bekamt alle eins geschenkt. Ich nicht. Bin ja reformiert. Pater Anselm schenkte mir eins zum neunten Geburtstag. Christine, der Anfang meiner Bildlisammlerei.

Madlen hat es entsorgt. Im Güsel. Schampar gern hätte ich wieder eins. Logisch, kann mir ein neues posten. Neu ist nicht gleich alt. So ein Gebrauchtes fühlt sich anders an. Riecht anders. «Nimm dieses mit. Pack es ein. Sieht eh keiner», überlege ich mir. Was, wenn mir der Einlass in den Himmel versperrt bleibt?

Beim Verlassen der Kirche nehme ich ein «Bildli» mit. Für alle Fälle. Wer weiss, vielleicht komme ich irgendwann in meinem Leben zu einem neuen, gebrauchten Kirchengesangsbuch. MaBelle, fragst du dich jetzt, was ich mit diesem Buch will? Ich kann dich beruhigen. Auf dem Sofa sitzen und «Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren» singen, werde ich nicht. Es stünde neben meinen Lieblingsbüchern. Selbstverständlich.

Meine Liebe, hasst du diese Hitze so wie ich?

Wir Frauen haben es wirklich nicht leicht. Sommer für Sommer das gleiche Highlight. Du weisst, was ich meine, gäll? Logisch. Busenschwitzen. Gibt es eine Frau, die das nicht kennt. Hitze und Feuchtigkeit stauen sich im BH. Der Schweiss rinnt den Rücken herunter und gibt den Trägern eine grusige Nässe. Und was machen wir? Für tägliches, feinsäuberliches Dessous-Waschen haben wir nicht immer Zeit. Fürs Über-Nacht-Trocken und wieder Anziehen schon.

 

 

 

 

 

 

 

 

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