Tagebuch

1. Rauskriechen. 2. Am Sack kratzen. 3. Eine Tüte rauchen.

Burgh-Haamstede. Provinz Zeeland. Nordsee. Holland. Koordinaten: 51° 42` N, 3° 45`O Walenstadt – Burgh-Haamstede 872 km. Fahrzeit 7 Std. 52 Min. Zu Fuss 6 Tage 20 Std. Mit Wohnwagen in 10 Std machbar. Mit Baustellen 13 Std.

Uii, ich sag dir, ein mega grosser Campingplatz. Gut organisiert. Ohne Jubel & Trubel. Spielhaus für die Knöpfe und en Gade voll mit Sand. Da sändelen nicht nur die Knirpse. Die Papis haben ebenso Plausch an dem riesen Sandkasten wie ihre Sprösslinge. Geil, aber? Langweilig ist es hier. Da passiert nichts. Niente. Nada. Tote Hose.

Was solls. Wir gucken uns Brügge an. Die belgische Stadt ist nicht weit von hier. 100 km oder so. Coole Metropole. Mit Museen vollgestopft. Da gibts ein Fritten-Museum. So geil. Ich leg dir Bilder bei von unserem Ausflug.

Zurück auf dem Camping. Viele öffentliche Plätze hier besitzen ein eigenes Klo-Dusch-Häuschen. Was ich wiederum nicht so toll finde. Wissen wir beide, auf den öffentlichen Sanitäranlagen findet frau stets die Zeit, um mit anderen ins Gespräch zu kommen. Naja, nicht alle. Ich schon. Dies entgeht mir hier.

Und nicht vergessen, das Klo-Häuschen musst du selber putzen. In den Ferien Klo putzen? Auf einem Campingplatz? Das muss nicht sein. Gäll?

MaBelle, chillend in der Hängematte, mit schlampigen, jedoch bequemen Kleidern, das gönn ich mir. Genau wie im Film «Das Fenster zum Hof» habe ich unsere Nachbarn im Auge. Die Holländer schräg vis-à-vis sind gegangen. Eine «Ein-Mann-Putzequipe» inkl. Leiterwagen vollgestopft mit Lappen, Eimer, Putzmittel putzt das Duschhäuschen. Ich frag ihn: «Hast du Lust ein paar Euro dazuzuverdienen?»

Meine Liebe, ich chille nun im Liegestuhl und guck ungeniert dem braungebrannten Kerl mit Knackarsch beim Putzen unseres Klos zu. Eine Augenweide, das kannst mit glauben.

Enten, Möwen, schwarze Vögel. Sie laufen und fliegen stets über unseren Platz. Eine Krähe sitzt bei mir. Eigentlich sitzt sie oben auf der Hängematte. «Es sieht aus, als wolle die Krähe zu dir. Auf deine Schulter. Soll ich dir deinen Besen bringen?» Ach, hab ich einen witzigen Kerl. Demnächst mehr darüber.

Das muss ich dir unbedingt erzählen. Der Nachbar zur linken kommt aus dem Zelt gekrochen. Fühlt sich unbeobachtet. Gut, ich liege in der Hängematte mit Buch und Sonnenbrille. Er kann nicht sehen, ob ich gucke, lese oder schlafe. Die perfekte Tarnung, meine Liebe. Ich muss sagen, die Männer haben komische Angewohnheiten. Fühlen sie sich unbeobachtet. Dieser Campingkerl, ist outfittechnisch nicht nur auf Talfahrt. Nein, der kratzt in aller Öffentlichkeit an seinem Sack und zieht sich eine Tüte rein. Krass und widerlich.

Wir bekommen neue Nachbarn. Schräg vis-à-vis. Ich trau meinen Augen nicht. Und meinen Ohren. Da geht es zu und her wie in einer Kaserne. Der war bestimmt ein hohes Tier im Militär. Seine Frau tut mir schampar leid. Mein Liebster schaut mich an und meint: «Guck gut zu. Das müssen wir noch üben. Du musst zackiger auf meine Befehle reagieren. Genau wie dem sein Weib.»

Übrigens deine Fingernägel … Spontan sage ich: Das Scheusslichste, was ich in den letzten hundert Jahren gesehen habe. Liebe Christine: Gel, Fiberglas oder was auch immer. Du könntest sie genauso gut aus farbigen Eierschalen basteln. Wird nicht besser oder schöner.

 

 

 

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