Tagebuch

Bin ja dafür, dass endlich mal wieder Weihnachten ist

Mein Vorrat an gelismeten Socken türmt sich bis zur Decke. Ich liebe stricken. Und das Stöbern in den Wollgeschäften. Ich bin eine Wollkuschlerin.

 

Du weisst nicht, was eine Wollkuschlerin ist? Sag mal. Das ist eine Person, die im Wollladen schief angeguckt wird. Weil? Sie sich jeden Wollknäuel ins Gesicht hält.

Ach, meine Liebe. Irgendwie habe ich es verpasst und hocke zuunterst am Ende vom Tisch. Saublöd, sag ich dir. Ich weiss nicht, woran es liegt. Am Kerzenlicht, dem reichlichen Essen, dem Gedudel von George Michael – oder ists der Harmoniezwang? Findest du auch, das Weihnachtsfest mit der Familie zählt zu den unentspannten Festen des Jahres?

Mein Nachbar, der Gastgeber, trägt einen Weihnachtspulli. Einen gestrickten. Kreativ ist er. Also der Pulli. Da ist ein Rentierkopf mit einem roten Pompon. Als Nase. Ständig muss ich auf seinen «Rudolf mit der roten Nase» gucken. Wie diese gwaggelt. Echt gruselig. Logisch, das sag ich ihm nicht. Will ja die Stimmung nicht vergiften.  Boah, und das Essen? Schöntrinken dürfte schwierig werden. Mit leerem Wasser. So ohne Alkohol.

Es gibt Filet im Teig. Laut dem Gastgeber. Aussehen tuts nicht danach. Mein Kerl zu meiner Linken flüstert mir ins Ohr: «Kannst ruhig probieren. Es ist nicht so grusig, wie es aussieht.» Na toll. So auf Laktoseallergie zu machen, geht schlecht. Oder glaubst du, das könnte spontan entstehen? Eher nicht. Tja, nun bin ich nicht so der Fleischesser, ich mutiere kurzfristig zum Vegetarier. Fällt bestimmt nicht auf.

Naja. Ich schwärme für die Deko. Wie toll diese sei. Kam schampar gut an. Die Verlockung, sie auf feuerfest zu testen, ist gross. Unterlasse es. Nächstes Jahr würde prompt wieder eine elektrische Lichterkette auf dem Tisch liegen. Und in allen Farben blinken. Igitt.

Nach dem Essen wird es interessant. Und wie. Wer hat wem was geschenkt? Uii. Spannend sag ich dir. Ma Belle, wissen wir beide, es gibt Geschenke, vor denen wir uns fürchten. Alle. Frauen wie Männer. Wer freut sich über Socken, Duftkerzen, Bügeleisen oder Krawatten?

Die Hausdame wünscht sich ein iPhone. Ausgepackt hat sie Schmuck. Genauer eine Halskette. Läck ist die enttäuscht. Ich flüstere ihr zu: «Lächeln. Es ist der falsche Zeitpunkt, sich zu streiten. Kannst ja später im FB den Schrott so schnell wie möglich loswerden. Fällt deinem Mann kaum auf.»

Da ist wirklich ein Kerl dabei, der schenkt seiner Liebsten Dessous. Stell dir das vor. Ist der tatsächlich stundenlang in der Wäscheabteilung rumgeschlichen, und am Ende kauft er, was «frau» will und nicht was »mann» gerne hätte. Ach, das muss Liebe sein?

Meine Liebe. Kerle sind bekannt, dass sie praktischer veranlagt sind als wir Frauen. Zumindest bei der Wahl ihrer Geburi-Weihnachts-Geschenke beweisen sie es oft. Leider. Logisch denken sie sich nichts Böses dabei.

Liegen an Weihnachten Klassiker wie Kochtopf oder Küchenmaschine unter dem Baum, hängt der Haussegen schief. Schampar schief. Bei vielen. Unsere Kerle sehen das praktisch. Wir Frauen hingegen kommen zu dem Schluss, wir werden auf «nur Hausfrau» reduziert.

Mein Tipp. Liebe Männer. Lasst zum Fest der Liebe unbedingt die Finger von Haushaltsgeräten. Und Klamotten. Klamotten, genauer Dessous, sind heikel. Extrem heikel. Weil?

Zwei Nummern zu klein, sie würde sich für zu dick halten. Umgekehrt denkt frau, Sie halten sie für zu dick. Also Kerle: Ihr könnt nur verlieren, schenkt ihr euren Liebsten Unterwäsche.

 

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