Tratschen

«Ich, Perfektionistin, habe Angst, Fehler zu machen»

Ich stelle mein Licht unter den Scheffel. Selbst, wieder und wieder.

Ich schwimme gegen den Strom und entschuldige mich deswegen. Ach, MaBelle. Stets entschuldige ich mich, dass ich es so mache und nicht anders. Es ist nicht falsch, wie ich es tue. Und dennoch rechtfertige ich mich, statt selbstbewusst hinzustehen. Und was sagst du? «Die anderen werden dir dankbar sein, machst du es anders. Anders als all die anderen. Christine, du denkst viel zu schnell, sie werden dich kritisieren. Warum sollen sie?»

Meine Liebe, ich habe Angst. Angst vor Fehlern. Packe ich was an, schleicht das Gefühl, es gehe was schief, in mir hoch. Ich werde schampar unsicher. Ich denk nun nicht, «Christine lass es bleiben». Nein, ich ziehs durch. Mache es jedoch mit einer Portion Unsicherheit.

Perfekt machen wollen und ehrgeizig sein ist anstrengend. Braucht Energie. Eigentlich müsste ich lockerer werden und doch mein Bestes geben. Aber wie umsetzen? Ich höre oft von dir: «Du mit deinem Perfektionismus. Musst du stets alles 100-prozentig machen?» Ja, ich muss. Lieber gleich 150-prozentig. Ich steck mir hohe Ziele, kann ich die erreichen oder nicht – ist nicht wichtig. Wichtig ist: Sind die Ziele extrem hoch und gebe ich mein Bestes, habe ich am Ende ein gutes Resultat. Okay, ab und an kommt der Gedanke, was ich tue, ist nicht gut genug.

Ist es schlecht, Perfektionistin zu sein? Nein. Ich will ja vorankommen, Ziele erreichen. Gewissenhaft, korrekt, ehrgeizig. Wichtige Eigenschaften, wenn du Erfolg willst. Gibst du mir recht, sage ich: «Will ich erfolgreich mit Schreiben und mit meiner Website sein, brauche ich Perfektion und Ehrgeiz. Ich kann mich nicht mit dem Mittelmass zufrieden geben. Oder?

Mir ist bewusst, MaBelle, Ehrgeiz und Perfektionismus wird gefährlich, mache ich mich abhängig. Brauche ich Erfolg für meine Selbstachtung, mein Selbstwertgefühl, bin ich abhängig. Und das, liebe Christine, werde ich nicht.

Ich denke nicht: * Ziele nicht erreicht. Ich bin ein Loser. * Alles, was ich tue, muss perfekt sein. * Es ist unverzeihlich, wenn mir etwas nicht gelingt. Hingegen denke ich: * Ich mache alles richtig, weil ich es will. * Ich versuch und gebe 150 Prozent. So bin ich zufrieden mit dem Erreichten. * Perfekt oder gar nicht. * Herausragende Leistungen bringen nur Menschen mit Ehrgeiz und hohen Ansprüchen. Tja, ich muss lernen, Fehler zu akzeptieren. Lernen, besser mit ihnen umgehen.

Ich erledige meine Arbeit 100-prozentig und freue mich. Später denke ich: «Ach, Christine. Du könntest es besser.» Ich setze mich unter Druck und werde unsicher. Ein Teufelskreis. Oft fällt mir schwer, eine Arbeit, einen Text als fertig zu betrachten, weil ich denke: Ist er fertig? Fehlt nichts mehr?

Du kennst mich gut und weisst. Passiert mir ein Fehler, bin ich eine Zeit lang schampar unsicher. Besser wäre, keine Ziele zu setzen. So erspare ich mir Enttäuschungen. Nun, ich setz weiterhin hohe Ziele. Für mich.

Klar, meine Forderung, alles perfekt zu machen, kann ich nie erfüllen. Ich versuchs weiterhin. Oje, ich bin doof. Meine Liebe, ich kann in einem Bereich Tadelloses und Aussergewöhnliches leisten. Über mehrere Bereiche, zu jedem Zeitpunkt, ein Ding der Unmöglichkeit. Ja, ich weiss. Fehler stellen die Erfolge nicht infrage. Aus Fehlern kannst du lernen. Weiss eigentlich jeder, jede.

Ich habe – frag mich nicht wo – gelesen: Es ist in Ordnung, etwas perfekt machen zu wollen und ehrgeizig zu sein. Schädlich ist nur, wenn du dein Selbstwertgefühl, deine Selbstachtung von einer Leistung abhängig machst.

 

 

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