Tratschen

Herrin der Lage.

Morgen beim Aufstehen überlegt. Wo lande ich heute? Im Fettnäpfchen, auf Wolke sieben oder auf 180?

 

Ma Belle, meine Schöne. Ich sitze hier irgendwo in Vorarlberg auf einem Alpencamping. Inklusive Wellness. Ein Traum sag ich dir. Tja, ich habe mir die falsche Woche ausgesucht. Scheisskalt ist es. Runde um Runde schwimme ich in dem kleinen, warmen Freibad. Am Ende jeder Runde denke ich, das war die letzte und schwimme weiter. Gefühlte Stunden später schwimme ich einsam meine Runden. Meine Liebe, ich schaff es nicht, vom warmen Wasser in die kalte Luft.

Im Wohnwagen ist es gemütlich warm. Im Schneidersitz hocke ich auf dem Bett und gucke mir Waldfriedhöfe auf Google an. «Hm. Sterbe ich, gäll, du weisst, ich möchte auf einen Waldfriedhof. Egal wo. Aussuchen könnt ihr.» Ich zu meinem Kerl. Und er? «Nein, nein. Ich hab da was Besseres. Du hast dir ja so eine schöne Urne getöpfert. Wäre schad um das Ding, würds in der Erde landen.» Oh mein Gott, wird bestimmt eine megacoole Idee sein.

Schatz, von Januar bis März steht deine Urne bei deiner jüngsten Tochter. Quasi als Geburtstagsgeschenk. Sie macht den Anfang, da ihr Geburtstag im Januar ist. April bis Juni wohnst du bei der Mittleren. Den Sommer verbringst du bei unserer Ältesten. Oktober bis Jahresende bist du bei deinem Jüngsten. Echt, meine Liebste, der macht sich Gedanken wie kein anderer.

Boah, meine Schöne. Ich leiste mir eine Woche Auszeit, um für die Prüfungen zu lernen. Soll ich dir verraten, was ich festgestellt hab? Das Lernen fällt mir sowas von schwer. Das habe ich nicht erwartet. Keine Ahnung, wo ich anfangen soll. Was ich lernen soll. Wie ich lernen soll. Was denkst du, liegt es am Alter? Bin schliesslich nicht mehr jung und knusprig.

Wie bei jeder Auszeit, die ich mir nehme, bin ich tagsüber allein auf dem Camping. Mein Kerl fährt morgens von hier zur Arbeit und nach Feierabend zurück. Ich find das cool. Meine Bücher auf den Beinen, schlampig angezogen hock ich auf dem Bett. Mein Liebster guckt durch die Tür «Schatz, komm, ich fahr dich zum Laden, so musst du morgen nicht laufen.»

«Hey. Du fährst in die falsche Richtung. Da kommt kein Laden!» Und er? «Schatz, wir fahren etwas weiter. Ins Städtli, da gibts einen viel grösseren. Da bekommst du, was dein Herz begehrt.» Sein Kommentar. Was solls schlampig angezogen hin oder her. Hurtig rein in den Laden, posten, zahlen, zurück ins Auto. Und wir sind auf dem Retourweg. Läck, Ma Belle. Was nun kommt ist typisch mein Kerl. Eine Linkskurve da, zwei Blinklichter hier und rein in die nächste Einbahn auf den freien Parkplatz. «Was willst du hier, hast was vergessen?» Fragend guck ich meinen Kerl an. «Ich lade dich ein, zum Essen. cool gäll?

Wir stehen in der Pizzeria. Warten, dass wir einen Tisch bekommen. Der Chef persönlich zeigt uns den Platz. Er guckt mich von oben nach unten und wieder zurück nach oben an. Und? Grinst. Ma Belle, jetzt kommt der Hammer. Mein Kerl schaut mich an und fragt «Wie siehst du den aus?» Blöde Frage denke ich. Schlampig und wie ein Clown. Zu Antwort gebe ich: «Naja ein bisschen bunt zusammengewürfelt. Fall ich auf?» «Ob du auffällst? Ne, überhaupt nicht. Bist bunt wie ein Papagei. Der Knaller sind deine Schuhe. Orange. Grässlich.» «Ja, das stimmt nun so nicht. Die sind neon-orange. Weisst du, die leuchten, wenns dunkel wird.»

Meine Liebe, gibst du mir recht, sage ich: Das schlimmste am Rückwärtsparkieren sind die Zeugen? Und wer will Zeugen beim Parken. Vor allem als Frau. Nun, ich hab mir erlaubt, seitwärts zu parkieren. Naja, sieht ein bitzeli  komisch aus, ich brauch drei Stück, sind halt keine Seitenparkplätze. Was solls. Uff, mein Kerl wieder. Steht schon auf der Anhöhe und guckt zu mir. «Ist jetzt nicht dein Ernst?» Ruft er und nun gucken alle. Echt, Nerven hat der. Soeben das Highlight des Tages geworden.

Tja, liebe Christine. Kochen und parken haben was Gemeinsames. Da denke ich stets. «Hm. Ich lass das jetzt so.»

 

 

 

Keine Kommentare
Vorheriger Beitrag
3. Mai 2019
Nächster Beitrag
3. Mai 2019

Keine Kommentare

Kommentar hinterlassen