Tratschen

Schreiben? Das ist ein Stück Freiheit.

Meine Schöne. Fühlst du dich ab und an völlig nutzlos? Denk einfach an den weissen Farbstift.

 

Ma Belle, ich will unbedingt schreiben. Seit Tagen bin ich nervös, ich finde keine Zeit, mich hinzusetzen und was auf Papier zu bringen. Einen Brief an meine beste Freundin oder eine Geschichte, ein Märli für ein anderes Projekt. Mehr verrate ich dir (noch) nicht. Jedenfalls sollte das schon heute sein. Eigentlich ja vorgestern.

Nun, die Idee, zu schreiben, ist gut, nur erzwingen funktioniert nicht. Jedenfalls bei mir. Ich fahre an den See und baue darauf, dass mir der Knopf aufgeht. Eine Idee kommt, wie ich weiterschreiben könnte. Meine Liebe, nun stehe ich im Wasser und guck in die Ferne. Vertraue mir, dass eine Idee kommt, was ich schreiben soll. Unter meinen Füssen spüre ich Steine. Grosse, kleine, eckige, geschliffene Steine. Und alle warten, dass ich sie auflese. Mit nach Hause nehme und sie bunt anmale.

Und ja, meine Schöne, vielleicht war sie da, die Idee, und ich hab sie  nicht gehört. Als ich träumend in die Ferne schaue. Auf dem Heimweg kommt sie nicht, da bin ich zu sehr beschäftigt, was ich mit den Steinen anstellen soll. Nach dem Znacht hocke ich auf der Couch. Die Ideen kommen und gehen. Einige waren nicht schlecht, nur: Nicht schlecht ist nicht gut.

Echt, Ma Belle, das glaubst du mir nicht. Ich überlege mir, soll ich es auf morgen verschieben? Nur, gestern verschob ich das Schreiben auf heute. Heute waren tausend andere Dinge da.

Und inmitten all dieser Gedanken steht – wie aus dem Nichts – mein Kerl vor mir. Irgendwie witzig, liebe Christine, wie plötzlich alles Vertrauen verloren geht, findet mein Kerl die Fernbedienung nicht. «Sitzt du drauf?» fragt mein Liebster. «Nein», meine Antwort. Und er? «Steh auf!»

Neuer Tag, neuer Versuch. Ich sitze auf dem Balkon. Ich schreibe. Einen Brief an dich. Es ist kühl und regnet. Ich ziehs durch und schreibe. Im Grunde ist es nicht wichtig, obs grenzgenial wird oder für die Füchse. Gibst du mir recht, sage ich, viel wichtiger ist, dass ich es tue. Es geht nicht ums Perfekte. Viel mehr ums tun.

 

 

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