Die komischen Vögel. Die schwarzen Schafe. Die Einzelgänger. Die Verlorenen und Vergessenen. Die Ausgeschlossenen. Seltsame Menschen mag ich. Diese Menschen haben oft die schönsten Seelen.
Du kennst mich und weisst, ich habe Verständnis für Menschen mit so ziemlich allen Tics, Marotten, Angewohnheiten, Zwängen und Mödeli. Ich passe bestens in diese Gruppe. Ma Belle, im Grunde amüsieren sie mich. Es fasziniert mich seit vielen Jahren, Menschen mit ihren Angewohnheiten zu beobachten und diese zu registrieren. Ach, wie ich dies liebe. Unter uns beiden. Ich betrachte es als Hobby.
Da lernst du stets neue und noch speziellere Angewohnheiten kennen. Eines toppt das andere. Und mir wird regelmässig bewusst:
Nicht nur ich habe einen «Schaden». Nein, nein, auch andere.
Meine Bleistifte und Farbstifte sind immer gespitzt. Die Stabylos liegen nach Farben geordnet nebeneinander. Die Küchentücher bügle ich. Nicht zu beschreiben, dieses Gefühl, putze ich mit schönen, faltenfreien Küchentüchern. Picobello wird der Bildschirm beim Bankomaten geputzt von mir. Meine Brille schiebe ich, seit der ersten Stunde, 15-jährig, mit der Hand oft hoch. Ich gehöre zu den Menschen, die ihre Sonnenbrillen stets dabeihaben. Ob die Sonne rausguckt, Regenwolken übers Land ziehen oder Frau Holle ihre Arbeit tut, ist mir wurst.
Meine Familie schmeisst ohne Plan alles in die Abwaschmaschine. Ich hingegen befülle sie von hinten nach vorn. Ich überlege gerade … Meine Goofen spielten Tetris. Sollte keine Hexerei sein, die Abwaschmaschine vernünftig zu füllen? Mein Kerl streicht, nach dem Essen, sein Messer beidseits an der Gabel ab. Eine Angewohnheit, die mich übrigens schampar nervt.
Im ÖV sehe ich die Nullachtfünfzehn-Nägelkauer. Meine Schöne, weisst du, was mir da aufgefallen ist? Alter und Bildungsstatus sind dabei egal. Und die Lippenbeisser. Stressbedingt oder als Zeitvertreib ist nicht relevant.
Madlen, meine Mutter, liebte Spanische Nüssli. Zuerst knackte sie die Dinger, schälte sie, bis ein Glas voll war. Und dann ass sie genüsslich eins ums andere. Und Andrea hängt jedes Wäschestück mit zwei gleichfarbigen Chlüpperli auf. Ma Belle, ich verstehe dich ebenso, du benutzt einen Fussgängerstreifen beim Überqueren der Strasse. Ist dir eigentlich bewusst, dass du nur auf die gelben Markierungen trittst?
Was mich stresst, sind Mitmenschen, die nicht parken können. Also nicht die, die es einfach nicht können und daher mehrmals üben. Nein, es sind die, die sich bewusst sind, dass sie es nicht können und es dennoch tun. Gibst du mir recht, sage ich, oft sind es die Frauen, die nicht einparken können? Sie wissen haargenau, es geht nicht und versuchen es jede Woche aufs Neue im Einkaufscenter. Oft suchen sie die grössten Parkplätze. Und das Tragische, liebe Christine, es ist egal, ob das Auto gross oder klein ist. Es spielt keine Rolle, sie können nicht parken, nur fahren. Punkt.
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