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Hexe Tililit

Tante TililiT

«Woran erkenn ich eine Hexe?» Das fragt sich wohl jeder Sterbliche. Ist es der Besen, der draussen vor der Tür, links an der Hauswand lehnt? Oder eher die hässliche Warze auf der Nase. Ist es die schwarze Katze auf ihrem Buckel? Oder sind es die Fledermäuse, die nachts um ihr Haus fliegen, die eine Hexe verraten?

Merit will ins Val Lumnezia. Ihre Tante besuchen. Die Kirche mit Kuppel und einer aufgesetzten Laterne wirkt gigantisch. Eine Laterne ist durchfenstert, und die Sonne strahlt hell ins Innere der Kirche. Gleich dahinter kommt ein wunderprächtiger Wald. Genauer, ein Zauberwald. Ein kleiner Pfad führt über Moos und Steine, entlang einem rauschenden Bächlein. Merit hüpft über das schmale, wacklige Brücklein und steht vor dem kleinen, schiefen Häuschen von Hexe TililiT. Zauberer Badins kleiner Schwester. Einen Waldgarten gibts da. Zauberschön, sag ich euch.

Fuchsschwanz, Ochsenzunge, Katzenpfötchen, Zwergglockenblume und weiss der mächtige Geier was noch alles. Das Hexenkraut mit seinen feinen, weissen Blüten steht stolz mittendrin. Zwischen den Blumenbeeten, die aussehen wie ein farbiger, weicher Teppich, gibt es schmale Wege. Schnecken, Igel und Schmetterlinge – einer schöner als der andere. Und AisnetroH. Naja, ausser TililiT, kann keiner dieser Name richtig aussprechen.

AisnetroH ist ein Einhorn und heisst eigentlich Hortensia. Ihr wisst ja, TililitT verdreht gern die Wörter. Da kommt es vor, dass der letzte Buchstabe plötzlich der erste ist. Wollt ihr wissen, warum es AisnetroH, pardon, Hortensia heisst? Hortensien sind zauberhafte Blumen, die ihre Farben wechseln können. Und Hortus heisst «zum Garten gehörend». Nun, TililiTs Einhorn kann ebenso seine Farben wechseln. Von Weiss über … halt, dass verrate ich euch (noch) nicht. Jedenfalls findet ihr Hortensia im Waldgarten der Hexe.

Merit sitzt still inmitten der vielen Blumen. Mit ihren leuchtenden Farben und feinen Gwändern. Und hört den Blumen zu. Sie versteht die Blumensprache. Schliesslich ist sie eine Hexe. Genau wie Tante TililiT. Tante TililiT hat die Gewohnheit, Namen und Wörter rückwärts auszusprechen. Zauberer Badin nennt sie «seine kleine verrückte Hexenschwester». Sie redet nämlich mit den Blumen und Tieren.

«Guckt, wie wir vornehm sind», hört Merit die Tulpen. Die ihre rot leuchtenden Kelche der Sonne entgegenstrecken. Ihre Köpfe sind schwer. Sie müssen sich anstrengen, die Häupter nicht hängen zu lassen. «Wir können uns ebenso zeigen», ruft die Osterglocke. Ihre goldgelben Kleider glitzern in der Sonne. Wunderbar. «Wir schmücken den Tisch zum Hexenfest. Das können wir prima.»

«Hexenfest? Da passen meine feinen, hellrosa Blüten schampar gut dazu. Und wie sie duften.», ruft die Kletterrose von der Hauswand her. «Fein riechen tu ich ebenso», hört Meret eine leise Stimme. Und guckt in die Richtung, aus der die Stimme kommt. Das Maiglöckchen. «Wir brauchen kein Fest. Wir sind an einem gewöhnlichen Werktag schön», rufen die struppigen Müllerblümchen.

«Wenn sie all die grossen, leuchtenden Blumen geholt haben, bleiben wir zurück, um den abgeernteten Garten zu schmücken. Wir sind dann die Schönsten. «Gälled», sagt das Veilchen. Viele Blümchen, wie das Schneeglöcklein am Hag, das Gänseblümchen auf der Matte, nicken dazu.

Ausser eins, das versteckt und traurig in der Ecke steht. Sich nicht getraut, seine Meinung zu sagen. «Mich sieht eh keiner. Von mir will niemand etwas wissen.», flüstert es mit tränenerstickender Stimme. Dabei hat es wunderschöne himmelblaue Blüten. Und in der Mitte ein goldgelber Tupf. Viele kleine, munzige Blüten an einem Stiel. Jedes einzelne guckt lieb in die Welt. Wie blaue Augen. Zauberschön ist sein Name: Vergissmeinnicht.

Durch das Gartentor kommt Tante TililiT. «TireM. Such dir die schönste Blume. Wir besuchen AnomenA, die alte Hexe im Dorf.» ruft ihre Tante. Uii, alle Blumen im Hexengarten recken und strecken sich. Die Tulpen öffnen ihre Kelche es bitzeli. Die Osterglocken fangen an, süferli zu läuten. Die Müllerblümchen büscheln ihre Strubelchöpfli. Die Schnecken strecken ihre Fühler und sind gespannt. Merit waggelt durchs Gärtli. «Guck, Tante TililiT. Ich nehme das hier.» Merit pflückt ein himmelblaues Vergissmeinnicht.
Und das Vergissmeinnicht? Wusste nicht, wies ihm geschah.

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Hexe Tililit

Hexe TililiT

Böse Hexen, fiese Stiefmütter, gefrässige Wölfe, der Gehörnte mit dem Pferdefuss. Es siegen nicht die bösen Hexen, nein, es sind die guten Märchenhelden.

Könige. Ritter. Fiese Stiefmütter. Pfauenauge. Elfen. Böse Hexen. Hohe kirchliche Würdenträger. Alte Weiber. Gamsblut. Arme Bauern. Gefrässige Wölfe. Keineswegs fehlen darf der Teufel mit seinem bösen, grässlichen Gefolge.
In vielen Märchen geht ohne Hexe & Teufel nichts.

Mystische und rätselhafte Märchen spielen in einer Umgebung von
kuriosen Felsmassiven. Verträumten Schlössern. Unheimlichen Burgen. In Nebel gehüllten Dörfern, Tälern und Bergen. Geheimnisvollen Höhlen. Düsteren Ruinen. Mystischen Wäldern. Ungezähmten Wasserfällen. Friedhöfen, die einem das Fürchten lehren. Wundersamen Kräutern. Magischen Tieren. Märchen erzählen über Hexen & Teufel. Kobolde & Zwergen. Feen & Elfen. Ritter und ihre Jungfrauen. Könige & ihre Untertanen.

Hexe TililiT, eine pummelige kleine Hexe mit orange leuchtenden, vom Kopf abstehenden Haaren, wohnt am Waldrand.
Dreihundertsiebenundfünfzig Tannen weiter nördlich von ihrem schiefen Holzhaus haust eine bösartige, alte, dürre Hexe mit gefühlt hundert Katzen. Die Katzenhexe. Eine alte grausame Hexe, die stets in einem langen geflickten Rock in ihrem Garten rumwuselt. Ihre verfilzten langen Haare sind zu einem Knoten am Hinterkopf zusammengebunden. Eine alte, böse Hexe, die hinter ihrem verfallenen Schuppen, im Garten, giftige Kräuter züchtet. Eine Hexe mit unheimlichen Ritualen und stets mit einer ihrer grässlichen Katze auf der Schulter.

Merit, die kleine Hexennichte von TililiT, liebt die Geschichten ihrer Tante. Die Hexe erzählt Merit böse, geheimnisvolle, schaurige und schöne Geschichten zum Gruseln und Träumen. Und Merit? Die kleine Nichte von der Hexe schreibt die Märchen auf, für euch.

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