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Beste Freundinnen seit über 40 Jahren

MaBelle, meine Schöne. Wo ist die Zeit geblieben? Wir sind im Januar 2025 angekommen. Erinnerst du dich an den Frühlingsanfang 1983? Du, ich, wir beide im Restaurant Bahnhöfli …

Vor uns ein grosses Glas Cola mit einer Kugel Zitronensorbet, oh Gott, haben wir das echt getrunken? Egal. Wir unterhalten uns über die Zukunft, was wohl sein wird im Jahr 2023. Ob unsere Freundschaft all die Jahre Stand gehalten hat oder eine von uns beiden am Grab ihrer besten Freundin steht und ihr ein paar Tränen über die Wange kullern. Wir schreiben das Jahr 2025, die Freundschaft ist geblieben, weder du noch ich besuchen die andere auf dem Gottesacker.

Weisst du, MaBelle, ich mache mir Gedanken über Freunde. Gedanken, wie viele Freunde ich im Leben brauche.
Kindergartenfreundin, Schulfreundin, nützliche Freunde, beste Freundin, Freunde fürs Leben. Was es halt alles gibt. Sind Freunde nicht wie Pflanzen? Wir müssen sie hegen und pflegen, mit ihnen schwatzen, und sie bedanken sich bei uns, indem sie wachsen und blühen. Ist so, liebe Christine, gäll?

«Die hat bestimmt keine Freundin, sie ist die soziale Katastrophe», sagten wir über eine Mitschülerin. Jahre später geben wir neidlos zu, sie falsch eingeschätzt zu haben. Sie hat zwei beste Freundinnen. Oder in der Pubertät. Da galt: Je mehr Freundinnen um dich stehen, desto höher der Status auf dem Schulhausplatz. Im Prinzip waren wir da die Aussenseiter. Du und ich, wir standen schampar viel zu zweit in der Gegend rum.

Die Freunde und Freundinnen sind einem lieber als Eltern und Geschwister. Wie heisst es so schön? Freunde kann man aussuchen, Verwandte nicht. Das können wir beide bestätigen, gäll.

Mit der Zeit werden es immer weniger Freundschaften. Sie ziehen fort, um zu studieren oder arbeiten ganz woanders. Festere Beziehungen, eigene Familie und weniger Zeit füreinander, aus regelmässigen Treffen werden unregelmässige, und plötzlich fehlt die Zeit ganz für ein Wiedersehen. Kurz gesagt: Die Freunde haben sich auseinandergelebt, und das einstige Band löst sich auf. Einige sterben früher als andere.
Willst du wissen, was mein Albtraum ist? Ich bin alt, runzelig und kein Schwein interessiert sich für mich. Kurz, ich verbringe meine letzten Jahre einsam und allein. Grässlich, das stelle ich mir erst gar nicht vor.

Kindergartenfreundin, Schulfreundin, Arbeitsfreunde, Sportsfreunde, Lückenbüsserfreunde, Gutwetterfreundin, Busenfreundin, Lebensabschnittsfreunde. Mein Gott, MaBelle, es gibt haufenweise Arten von Freunden. Sie alle aufzählen? Unmöglich. Wie viele brauche ich wirklich? Ich weiss es nicht. Reicht eine Handvoll wirklich? Lieber weniger, dafür gute Freunde? Naja, egal wie viele es schlussendlich sind. Wichtig sind Freunde, auf die ich mich 100 Prozent verlassen kann. Meine wertvollste, liebste Freundin bist du, MaBelle. Wir sind beste Freundinnen seit über zweiundvierzig Jahren. Hey, das muss uns erst einer nachmachen.

Das Schönste, was mir in meinem Leben passiert ist, ist eine beste Freundin wie dich zu haben. MaBelle, meine Schöne, ich danke dir von Herzen, dass es dich in meinem Leben gibt.

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