Tagebuch

Alassio zum zweiten. Meiner Tochter zuliebe.

Dank meiner Tochter stehe ich zum zweiten Mal in Alassio. Zum Shopping. Du kennst sie ja, liebe Christine. Stundenlanges Shoppen – und am Ende? Ohne was zu kaufen, einen Haufen Gwand bei der Verkäuferin deponieren und raus aus dem Laden. Normalerweise.

Heute nicht. Ist mein Glückstag. Wir fanden einen Laden, da sind die Verkäuferinnen nicht viel älter als meine Jüngste. Eine halbe Stunde später stehen wir auf der Strasse, die Taschen gefüllt mit Hosen, Blusen, Jacke. Und einem zu kurzen, viel zu kurzen Mini. Für meinen Geschmack. Spiessig nennt sie mich. Ha. Ich und spiessig.

Meine Tochter ist glücklich. Mega glücklich. Sie ist perfekt eingekleidet für die Firmung ihres kleinen Bruders. Weisst du, Bella Christina, sie, die grosse Schwester, ist das Firmgotti. Und ich bin stolz. Stolz, dass meine Kinder sich so gut verstehen. Stell dir vor, Carisssima Christina. Da hockst du in einer grossen, kalten Klosterkirche, zwei deiner Kinder stehen vorne beim Abt und …  Ach, ich schweife ab.

Kaum aus dem Geschäft steht unsere Nr. 3 bei einem Strassenverkäufer. Er verkauft „Michael Kors“-Taschen. Echte. Logisch. Du musst wissen. Bei den Parkplätzen stehen Tafeln, mit dem Hinweis, wer gefälschte Ware kauft und von den Carabinieri erwischt wird, bekommt eine gesalzene Busse. Toll. Die Tochter ist im Begriff, sich eine Tasche zu kaufen und in den Strassen steht die Polizei.

Ich fass es nicht.

Der Preis ist ihr zu hoch, feilschen ist angesagt. Da bin ich gespannt, wie sie das hinbringt. Sie kein Italienisch, er kein Englisch. Und ihr Blick, das glaub ich nicht. Wie ein Hund. Einen Hundeblick hat sie drauf. Okay, ich verhandle. Selbstverständlich spreche ich kein Italienisch, mache es trotzdem. 25 Euro, ein Schnäppchen für eine originale „Michael Kors“-Tasche.

Läck, das glaubst du nicht, meine Liebe. Kaum sieht sie die Carabinieri, schwupp hab ich die Tasche. Meine Nerven.

Und das Beste zum Schluss. Meine Tochter hat ein schlechtes Gewissen. Du denkst, es sei wegen der gefälschten Tasche. Nein. Ihr tut der Verkäufer leid, ich habe den Preis zu viel nach unten gedrückt, er zu wenig verdient, und seine Kinder müssen hungern.

Sie hat es geschafft. Ich habe ein schlechtes Gewissen.

 

 

 

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1 Kommentar

  • Elvira

    Sehe es als Geschenk und freue dich daran. 😀

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