Tratschen

Zickenkrieg im Klosterdorf

Einst waren wir Freundinnen. Heute gehen wir uns aus dem Weg. Was soll das? Wie beendet «frau» den Zickenkrieg?

Gibts was Besseres als gute Freunde? Was denkst du, MaBelle? Und wehe, es geht eine Freundschaft in die Brüche. Da verhält sich manch einer, manch eine feige. Du kennst das selber.

Neulich im Dorf ist mir eine Frau entgegengekommen. Gross, lange blonde Haare und gekleidet, als ob sie aus dem Modekatalog gestiegen ist. Uii, ich erkenne sie auf den ersten Blick. Ich freue mich. Es ist Andrea. Mein Gott, wie lange haben wir uns nicht mehr gesehen? Wie lange ist der letzte Schwatz her? Viel zu lange.

Weisst du, was Andrea machte? Das glaubst du mir nicht. Mit energischen Schritten ist sie schräg über die Dorfstrasse marschiert. Mir ausgewichen. Nun. Wir reden nicht miteinander.

Ich gucke sie demonstrativ an. Und sie? Was macht sie? Andrea nuschet in ihrer Handtasche, als ob sie was Lebenswichtiges suchen müsste. Es war lächerlich. Peinlich. Einem Blinden wäre aufgefallen, dass die zwei Frauen sich nicht treffen wollen. Später tat es mir leid. Eine verpasste Chance. Eine Chance, die wir beide in diesem Leben nicht mehr bekommen. Meine Liebe, du weisst genau: Wir waren gute Freundinnen. Jahrelang. Bis vor einem Jahr. Da fing es an zu kriseln. Ein Wort gab das andere. Und es lief alles schief.

«Wir leben in verschiedenen Welten», meint sie. Das ist zu viel für unsere Beziehung. Das gab ihr den Rest. Weisst du, Christine. Ich frage sie: «Wie meinst du das?» Wir sind Hausfrauen. Beide. Sie mit zwei Kindern, ich mit fünf. Ihr: «Wir wünschen uns ein drittes Kind. Und guck ich dich und deine Kinder an, denke ich, das dritte fehlt. Das könnte uns auch passieren.» Was soll der Scheiss? Denke ich. Und nein, meine Liebe, wir haben nicht darüber gesprochen.

Andrea beendete unsere Freundschaft auf erbärmliche Art. Sie ignorierte meine Anrufe. Ging nicht mehr zum Frauenklatsch und so weiter. Wir haben uns nicht mehr gesehen, bis vor ein paar Tagen. Ich grüble und grüble. Und grübelnd frage ich mich, ist das normal? Auf diese Art Freundschaften zu beenden. Geht das nicht anders? Erwachsener. Nicht kindisch. Magst du dich erinnern, was ich als Teenie in solchen Situationen machte? Ich verfasste megalange Briefe. Im Stil von: «Das wollte ich dir schon lange sagen …»

Oft kamen böse Briefe zurück. Logisch. Wer liest gerne Briefe über sich. Briefe knallhart geschrieben.

Du warst meine Trösterin. Meintest, nun wüssten sie, woran sie sind. Das fändest du gut. Heute lasse ich das. Meistens jedenfalls. Zu schnell ist was Falsches geschrieben. In den Zeiten von E-Mails. Abgeschickt ist abgeschickt. Früher musstest du deine Briefe selber zur Post bringen. Ab und an bist du auf dem Weg umgekehrt. Du hast es dir anders überlegt. Geht schlecht mit Internet. Einmal auf «senden» gedrückt. Da kannst es schlecht rückgängig machen.

Heute werden Freundschaften auf leise, feige Art beendet. Ich finde das nicht toll. Es gibt Situationen, da ist eine Aussprache unumgänglich. Eine Freundschaft wird mit Anstand und Respekt beendet. Da musst du später nicht wie ein Doofi deinen Kopf in die Handtasche stecken, während die Ex-Freundin unverhofft deinen Weg kreuzt. Im Gegenteil, ihr könnt euch freundlich begrüssen. Logisch, ein Küsschen rechts, ein Küsschen links fällt weg. Was denkst du, MaBelle? Hab ich Recht? Tja, für Andrea und mich? Zu spät. Wir beide haben unsere Chance verpasst. Was meinst du, Christine? Soll ich zu ihr hingehen, ihr sagen: «Es tut mir leid. Wir benehmen uns wie Kinder? Vielleicht freut sie sich. Warte ich zu lange, denke ich zu lange über unsere Freundschaft nach, ist es zu spät.

Ach, ich weiss nicht.

 

 

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