Tagebuch

Riviera di Fiori. Blumenküste Liguriens

Ich bin in Alassio. Ein Spaziergang über die Promenade. Herrlich. Da schaust du nur. Traumhaftes Meer in verschiedenen Blautönen. Soweit du sehen kannst.

Und erst die Menschen. Lauter wuselnde Menschen. Verliebte Paare, die nur Augen für sich haben. Schreiende Kinder, die ein Eis wollen. Gestresste Eltern, die ihnen keines kaufen. Alte Männer sitzen rauchend auf ihren Stühlen und beobachten das ganze drum herum. Die Sonnenhungrigen. Und die Halbblutten. Du weisst, meine Liebe, die mit dem kleinen Stoffdreieck, das fast nichts mehr verdeckt, diese Touristen sind auch da. Logisch.

Die Männer gucken, die Frauen lassen sie gucken. Und ich? Ich gucke auch. Klar.

Tja, ich brauche nicht lang, und ich weiss, warum alle ihre Köpfe drehen, um ein Auge auf die Halbnackte zu werfen. Die Signora geniesst die Sonnenstrahlen auf ihrem corpo paffuto.

Carissima, kannst du mir sagen: «Warum müssen Frauen halb nackt am Strand liegen?» Wegen der Bräune? Sieht doch im Alltag keiner, ob du eine nahtlose Bräune hast. Wegen den Männer? Sind die Frauen scharf auf ihre gierigen Blicke? Nicht, oder? Für die Badi? Guckt keiner, ausser ein paar Männer oder die neidischen Frauen. Für zu Hause, für deinen Mann, weil er es erotisch findet?

La mia Bella, ich stehe da und starre die halbnackte Donna an, mache mir Gedanken, warum sie nahtlos braun sein will. Und ob ihr Liebster das sieht?

Im Kopf gehe ich meine männlichen Freunde durch, wem ich die Fragen stellen soll: «Nahtlos braun, gefällt euch Männer das wirklich?»

 

 

 

 

 

2 Kommentare
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2 Kommentare

  • Silvia Stierli

    Liebe Christine Friedli.

    Zuerst schicke ich ein dickes, virtuelles Lob für die Blogbeiträge. Toll, mir gefallen sie sehr. Weiter so! Die Welt nach Lust und Laune zu beschreiben macht einfach Spass.

    Zum Beitrag bemerke ich Folgendes: Das Sonnenbaden von halbnackten Damen an Stränden ist ja öfters zu beobachten. Mich sucht Mann oder Frau vergeblich beim Bad in der Sonne. Ich wäre innert Kürze rot wie ein Krebs. Statt dessen finden sich ältere Frauen im feinen Sand, meist etwas älter als ich. Deren Haut ähnelt dem Aussehen wie jenes eines «gschmurrigen Apfels». Der Apfel sieht immer noch aus, als wäre er essbar. In Wirklichkeit ist er ein fruchtiger Runzelhaufen mit Kernen und Bütschgi. Und im Innern wirkt er mehlig und trocken wie ein «Chäberfüdli». Da gefällt mir das Bild mit der nackten Schönheit, vermutlich in Öl gemalt,besser. Zugegeben, sie wirkt zwar etwas bleich auf ihrem Kanapee. Doch sie bleibt ewig jung und hat nicht gegen Runzeln oder Cellulite zu kämpfen. Lieber noble Blässe zeigen als wie gedörrtes Fallobst in der Sonne liegen. 🙂 Silvia von SilviasBlog.ch

  • Friedli Christine

    Liebe Silvia
    Dein Lob nehme ich sehr gerne entgegen. Vielen Dank.
    Genau, die nackte, bleiche Schönheit ist in Öl gemalt. Ich sass vis-à-vis und guckte auf das Bild. Minutenlang. Und kam zu dem Ergebnis: Diese Schönheit würde ich in meinem Atelier aufhängen.
    Zurück auf der Promenade und der Blick auf die Halbblutten. Was habe ich mir gewünscht eine bleichende Schönheit zu entdecken.
    Tja, ist es nicht so. Wer es sich leisten kann, halbnackt am Strand zu liegen tut es nicht. Solche Sünneler suchst du hier vergebens. Alle anderen tun es.
    Herzlich Christine

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